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"Baikal, Mongolei uns so..." Teil 3


R.derältere

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Mongolei  

Für uns Autotouristen gibt es von Russland in die Mongolei 2 Grenzübergänge: Tsagaannuur im Westen und Altanbulag im Norden der Mongolei.
Vom Norden nach Ulaan Bataar kommend, war es für uns also  Altanbulag.

Dort erlebten wir noch einmal eine absolut stressfreie Grenzabfertigung. Aus Russland raus, sowie in die Mongolei rein.

2019 brauchten Deutsche für die Mongolei kein Visa. Der Einreisestempel war gut für einen Aufenthalt von 30 Tagen.
Wie andere nichtdeutsche Touristen es taten, wollten wir dann doch nach der Ankunft unsere erlaubte Aufenthaltszeit um weitere 30 Tage verlängern und sprachen in Ulaanbaatar  im Immigrationshauptquartier vor. Dort erfuhren wir: Da wir als Deutsche ja ohne Visa eingereist waren, könne man uns ein solches auch nicht verlängern! Im Land gibt es kein Visum. Das war  Tatsache.

Zwei Lösungen offerierte man uns:
Wir könnten selbstverständlich wieder über die Grenze ausreisen und sofort mit einer neuen 30 Tage Genehmigung wieder einreisen. Auch mehrfach.
Oder: Wir könnten unsere 30 genehmigten Tage ja einfach um maximal 60 weitere überziehen (!) und dann bei der Ausreise an der Grenze pro Person und pro Tag Tugrik 10 000,00 Strafe bezahlen. Das entsprach € 3,30.
Solch eine Strafe würde uns auch bei einer weiteren Einreise keinerlei Problem bereiten!
Ein über diese 60 Tage dauernder Aufenthalt „am Stück“ würde jedoch eine Deportation erzielen.

Ein 30 Tage Visum für Deutsche kostete € 90,00. Strafe für die gleiche Zeit € 99,00. Für kürzere eben angepasst...

Es wurde uns von einer amtlichen Stelle hier eine Problemlösung unterbreitet, die von vorn herein auf eine Strafe hinaus läuft!!

Wir empfanden dies „Angebot“ etwas fremdartig. Jetzt waren wir doch also wirklich so richtig dort, wo wir immer schon hin wollten, „in der Fremde“.
Im Endeffekt waren wir  dann nur knapp 30 Tage im Land.

Ab dieser Grenze galt unsere heimische KFZ- Haftpflichtversicherung, mit der „Grünen Karte“ nachgewiesen, das erste Mal seit der Heimat nicht mehr.
Innerhalb des Kontrollpunktes gab es also noch ein Versicherungsbüro. € 34,23 für einen Monat Haftpflicht. Obligatorisch (Deckungssumme?). Vorher aber erst einmal eine kostenpflichtige Betonwanne mit Desinfektionsflüssigkeit für die Räder und eine Dame, die die Straßengebühr für die erste Teilstrecke kassierte.
Wir konnten hier alle recht moderaten Beträge mit russischen Rubel bezahlen. Somit war dieser Kontrollpunkt aber auch der erste dieser Reise an dem wir überhaupt „zahlungspflichtig“ waren.

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Nach der Grenzstation, am Rand des Tujiin Nationalparks, gleich hinter der Grenze, fanden wir den letzten Komfortkieferschattenwald für die nächsten Wochen.
Auf unseren späteren Strecken in der Mongolei gab es nichts vergleichbares mehr.

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Die recht gute Hauptstraße zur Hauptstadt wurde ein paar Mal durch sehr lange Baustellen unterbrochen, die es in sich hatten: Dichter Staub auf den vielen Ausweichwegen in der Pampa, der teilweise zu Schrittgeschwindigkeit zwang. Sämtliche Scheinwerfer an und trotzdem einen Unfall befürchtend. Kaum noch Sicht! Nach dem Stopp dann den feinsten Sandstaub dick im allerletzten Winkel des Autos. Sollte man eigentlich alles zukleben, wenn man davon weiß.
Ein wenig wunderten wir uns schon, dass diese wichtige Verbindungsstraße zum russischen Ulan Ude noch nicht (oder nicht schon wieder?) problemlos zu befahren ist.

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Ulaanbaatar

Ulaanbaatar empfing uns am 3. Juli mit einem sehr starken, aber überschaubaren Verkehrsaufkommen. Wir waren nicht überwältigt, erfuhren aber von „Insidern“, dass sich das außerhalb der Sommersaison total ins Gegenteil verwandele. Stress und Ellenbogen sollen da dann überwiegen.
Hier leben ca. 1,5 Millionen Mongolen. Ungefähr die Hälfte der Gesamtbevölkerung des Landes.

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Wir erlebten aber auf den recht guten Stadtstraßen schon einiges an allerknappsten „Einfädelmanövern“, daneben jedoch sogar Fahrspuren, die wirklich nur für den ÖPNV freigehalten wurden.
Zudem erfuhren wir darüber hinaus: Die entsprechende „App“ auf den Smartphones klärt den fahrwilligen Gast permanent darüber auf, wann sein gewünschter Bus an der Haltestelle ankommen wird.
Bei der allgemeinen Smartphonedichte waren wir vielleicht sogar die einzigen, die dort immer noch ohne waren...

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Wer lebt da denn hinter dem Wald?

„Ulan Bator“, wie wir es lange geschrieben kannten, entstammte wohl aus der russischen Schreibweise des doch ein wenig unterschiedlichen kyrillisch.

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„Unsere Adresse“ in Ulaanbaatar war das Gästehaus „Oasis“.
Wohlbekannt. Kein Geheimtipp mehr. Es gibt mindestens ein weiteres, das River Point, auch total auf „Overlander“ sämtlicher Reisearten spezialisiert. Ein wenig weiter außerhalb der Stadt.

Wir hatten es im Oasis sehr angenehm, bekamen wir an diesem „Epizentrum“ doch auch vieles vom heute üblichen „Weltreisen“ mit.

Schnelllebig und „easy“ hat Priorität:
Die exotischsten Ziele auf der Welt werden mittlerweile, oft möglichst „last minute“, angeflogen.
Dort stehen dann Mietautos aller Art, aber auch Geländemotorräder oder Harleys zur Verfügung, um die gewünschten Ziele mit oder ohne UAS Begleitfahrzeug artgerecht „machen“ zu können!

Viele Unternehmen buhlen mit „Komplettpaketen“ um solche Reisenden.
Alles aus einer Hand also...

Im Oasis kam ein Spediteur an, lud 2 Kisten ab, 2 Mechaniker folgten, brachten 2 KTM Motorräder ans Tageslicht und montierten Lenker u.s.w. wieder bis zur Fahrtüchtigkeit.
Am nächsten Tag kam der mongolische Organisator dieser Geschichte, zeigte den deutschen Auftraggebern in Deutschland per „sozialer Netzwerke“ den einsatzbereiten Zustand, um sie einfliegen zu lassen.
Irgendwie (auch) toll.
Toll fanden wir allerdings auch, dass wir nach unserer Rückkehr von einem hiesigen Freund aus dem nahen Ingolstadt erfuhren, dass die beiden seine Bekannten sind, die diese Mongoleireise gemacht haben. Nicht so toll jedoch, dass der eine nach einem Sturz mit vergipsten Knochen heim flog.  

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Wir trafen auch auf etliche fernreisende Motorradfahrer aus Eurasien, die von daheim aus starteten. Viele aus Russland.

Wenn ich an unsere erste Asienreise von 1974 bis 1976 denke:
Persönliche Informationsgespräche übersatt, Landkarten, Informationssuche (ohne Internet!), Travellerschecks oder Banküberweisungen, Anschreiben von und an...


Einkaufen

Dafür galt es wie immer, wenn neu in einem Lande, Geld in der Landeswährung mittlerweile „zu ziehen“.
Hier bedurfte es erst einiger Versuche an unwilligen Bankomaten, trotz unserer eigentlich „guten Visa Card“. Erfolg gab es erst an denen der „Khaan Bank“, der wohl größten im Lande. Mit unseren DKB Karten gab es dann auch hier wie gewohnt, gebührenfrei und zum aktuellen Tageskurs Tugrik!
Schlussendlich auch in allen größeren Ortschaften auf unserer Route.

Auf einmal waren wir Millionäre! Ein Euro brachte uns mongolische Tugrik 3020,03.

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Für diesen Kurs konnten wir im Land recht preiswert einkaufen.
Der, wie in Russland, immer noch gnädige Literpreis für Diesel von € 0,75 befand sich in bester Gesellschaft.

Beim Einkauf von Lebensmitteln mussten wir ein wenig umdenken:
Gemüse wächst in der Mongolei nur unter allergrößten Anstrengungen. Ist recht rar im Angebot der „Tante Emma Läden“ in den meisten Orten. In größeren hat man manchmal Erfolge.

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„Größerer“ Supermarkt.

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Frischfleisch, auch tiefgefrorenes, örtliche Angebote gab es für uns „Fleischfresser“ ausreichend satt. Natürlich einschließlich Pferdefleisch.
 
Es lohnte sich absolut jeden kleinen Laden etwas genauer zu betrachten. Die Angebote waren sehr unterschiedlich.  „Fränkische Leberwurst“, „Frühstücksfleisch“, „Bratheringe“ und „Bratheringsfilets“, alles aus deutscher Produktion konnten wir überraschend ergattern. Zu geringeren Preisen als in Deutschland. Für uns waren das wieder einmal Leckerbissen.

Dort, anders wie in Afrika, machen unsere Exporteure  vielleicht noch keine einheimische Produktion kaputt...

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Fränkisch/ mongolischer Austauschartikel.

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Die allermeisten, auf Käufer wartenden, Konsumartikel kamen jedoch aus der angrenzenden Volksrepublik im Osten.


Trinkwasser

In sehr vielen Gegenden herrscht Wasserarmut in der Mongolei, während Kraftfahrer in anderen gewaltige Flussdurchfahrten auf ihren Wegen bewältigen müssen.

In keinem vorher besuchten Land erlebten wir das organisieren von vertrauenswürdigem Trinkwasser so exklusiv wie hier in der Mongolei:
Jeder Ort wesentlicher Größe hat mittlerweile ein öffentliches „Wasserhaus“. Da wird Trinkwasser verkauft!

Nach anfänglichen Schluckauf bedachten wir aber doch den Aufwand, den die jeweilige Kommune betreiben muss, um diese Angebote dort zur Verfügung zu stellen.
In diesem Land lässt sich das, in guter Qualität, nicht zum Nullpreis erledigen!
Je nach „Entwicklungsstand“ des Wasserhauses wird die entnommene Wassermenge bar bezahlt, oder per Prepaidkarte am wasserhauseigenen Scanner.

Wir erfuhren, dass es preislich sozial abgestimmte Systeme gebe. Touristen wird meist von Einheimischen das bezahlen mit deren Kreditkarte angeboten...
In Orten, in denen offensichtlich kein eigenes Grundwasser angeboten werden kann, wird Trinkwasser auch in übergroßen, versiegelten, Mehrweg- Plastikflaschen vorgehalten:

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Naadam

Naadam war ein sehr gewichtiges Ziel (neben der Mongolei selbst) das schon seit langer Zeit auf meiner „Agenda“ stand!
Und schon hatten wir es:

Naadam, mongolisch „Die drei männlichen Spiele“, ist das Nationalfest das jährlich ab 10. Juli im ganzen Land gefeiert, für mich „DIE mongolische Olympiade“.

In der Hauptstadt wird es natürlich in gigantischer Größe zelebriert. Lange vorher sind dort Zutrittskarten ausverkauft. Dagegen gibt es ansonsten im Lande wohl nirgends Eintritte.

Wir erlebten ein Naadam in Tsetserleg, ca. 460 Km westlich von Ulaanbaatar, quasi in der Provinz, und kamen da wirklich auf unsere Kosten.
Wir waren ja „mitten drin“.  

Die drei männlichen Spiele – das stimmt nicht wirklich.
Es sind mittlerweile ja schon einmal vier.

Davon ist zumindest das Bogenschießen gleichwertig auch in weiblicher Hand.
Das Reiten und Schnipsen scheint heute nur von Männern „gespielt“ zu werden.
Ringen ebenfalls, hat aber eine spezielle nette Legende (?)...

Schnipsen

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Die Herren spielen hier Schagai, ein Zielschnipsen mit den Fingern von Schafknöchel auf Schafknöchel in einem Zielkasten.

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Wir sahen auch eine technisierte Variante, bei der, statt der Finger eine angepasste kleine Armbrust hergenommen wurde.

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Dieses Knöchel-Schießen wurde sogar in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO aufgenommen.


Reiten.

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Beim Pferderennen über verschiedene Distanzen (max. 30 Km) nehmen offensichtlich nur männliche Reiter teil. Die allermeisten von denen haben aber noch ein paar Jahre vor sich, bevor sie dann Männer sein werden.

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Die Nummer 2 ist hier gleich die Nummer 1.

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Am fremdartigsten war für uns dieses „Kinderspiel“ als solches.
Ob das hetzen der Pferde durch vielfältiges Peitschen mit westlichen Pferderennen vergleichbar ist, wissen wir nicht wirklich. Wenn ja, sind wir zumindest sehr unglücklich darüber.


Bogenschießen

Hier herrscht nicht nur Klarheit, sondern auch fotogener Multisex.

75 Meter Distanz für Männer und 60 Meter für Frauen müssen die Pfeile vom Abschuss bis zum Ziel zurücklegen. Das besteht aus einer Reihe Zylinder, die sehr nah zwischen den Beinen von Kampfrichterrinnen und -richtern am Boden stehen.
Die verkünden die Ergebnisse durch lautes singen von traditionellen Melodien und erhobenen Händen.

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Deutsche Ordnungsämter würden wohl „diesen Laden sofort schließen. Aus Sicherheitsgründen“!..

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Ringen

Bleibt heutzutage beim Ringen noch ein „männliches Spiel“ übrig:

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Für uns gibt es auch hierbei eine Menge für die Fotolinse: Die, bei siegeshungrigen und siegenden Ringern äußerst wichtigen „Adlertänze“.

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„Gewichtsklassen“, wie wir sie bei unseren Kraftsportarten kennen, gehören hier nicht her. Auch Fliegengewichte bekommen absolut die Chance, einen Klumpen Muskeln mit ihrer Geschicklichkeit auf den Boden zu legen... Toll!

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Die Kleiderordnung, insbesondere der freie Oberkörper, bei diesen Ringkämpfen hat dem Vernehmen nach einen recht patriarchalischen Hintergrund: Stärker bedeckt siegte der Legende nach in grauer Vergangenheit einmal eine Frau...   

Soviel zum sportlichen Teil von Naadam.


Volksfest

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Der alles umrundende Teil, das „volkstümliche“, spiegelt den Stellenwert in seiner Vielfarbigkeit auf unseren Fotos hoffentlich ein wenig wieder.

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Auf dem gesamten Gelände waren permanent humane „Staubsaugerroboter“ im Einsatz!


„Überlandfahrten“

In der Mongolei gibt es wohl ca. 50.000 Km Straßen und Fahrwege, davon etwa 1.700 asphaltierte. Letztere überwiegend in hervorragendem Zustand.

Selbst bei diesem Verhältnis besteht die Mehrheit der Fahrzeuge in der Mongolei nicht aus besonders für Geländefahrten gebauten Modellen.
Aktuell scheint der Toyota Prius der Verkaufsprimus zu sein.
Ist ja nicht gerade der Geländegängigste, geht jedoch fast jedes Gelände an.
Andere Fahrzeuge sind oft älter und meist wesentlich filigraner!

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Dieser gut deutsch sprechende Mongole hatte den Ehrgeiz, mit seinem Wohnwagen (hier durch Allrad gezogen) fast überall in seiner Heimat hin zukommen.

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Dieser Renault R4 querte mit seinem jungen Besitzer die Mongolei, kurz vor uns, 3 Mal quer!

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Neben den meist gesehenen Autos aus Japan und China, sahen wir bisher in keinem unserer bereisten Länder so viele, ursprünglich amerikanische, Hummer wie in der Mongolei.
Letztere ausnahmslos jedoch innerhalb von Städten...

Es kommt jeder auf seine Kosten!
Nicht nur in der Gobi Wüste, im ganzen Land warten noch genügend Pisten oder auch deftigstes Gelände auf wagemütige Offroadtouristen, die hier (wirklich) ihren Spaß satt bekommen können.

Durch solche, die sich auch mal verschätzen, bekommen mongolische Eigner von (in extremsten Fällen) Kettenfahrzeugen manche Gelegenheit, sich ein „paar Tugrik“ zu erarbeiten...

Wir hatten uns den Eintritt in die zentrale Gobi „geschenkt“.

Geschenkt - nur halb freiwillig.
Wäre bei den anderen, zu unserer Reisezeit nicht gerade vielen, Mongolei - Autotouristen auch nur einer dabei gewesen, der unser Ansinnen begleitend dabei zu sein, entsprochen hätte, hätte es etwas anders ausgesehen.
Über einschlägige Reiseforen suchten wir Kontakte im Vorfeld. Vergeblich. Bei manchen gab es nicht einmal eine Antwort. Wegen Überheblichkeit? Vielleicht ja auf Grund unseres alten und kleinen Fahrzeugs?
Dann vor Ort ergaben sich gar keine Kontakte mehr, die in eine ähnliche Richtung führten .

In die, laut vielen glaubwürdigen Beschreibungen, haarigen Bereiche der Gobi alleine „einzusteigen“ empfänden wir, nach unseren bisherigen Erfahrungen (20 Monate Sahara und insgesamt 74 mit VW Bulli bereisten Ländern), nur als riskant und unvernünftig.
Mindestens ein 2. Fahrzeug gehört sich für uns da ganz einfach dazu...

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Woanders ging es besser!
Sandprobleme sind in der Gobi offensichtlich seltener, da Sand sie nur  zu 5 % bedeckt,  jedoch können Wasserdurchfahrten böse für das Fahrzeug sein.
Wenn ohne spezielles präparieren der Luftfilteransaugung, oder bei zu tiefen Furten trotzdem, Wasser in den Verbrennungsraum gelangt, kann das einen totalen Motortod bedeuten:
Da lernte ich schon in den 80er Jahren in Nigeria einen „Wasserschlag“ kennen. Am Firmen Ford Transit Motor waren die Pleuel krumm, da sich Wasser im Zylinder nicht komprimieren lässt.


Glauben

Geister der Schamanen werden heute wie buddhistische Gottheiten verehrt.
Seit der Demokratisierung der Mongolei 1991 kommen offensichtlich alle Glaubensrichtungen „zum Zuge“. Das stellte sich uns an unserem Weg immer wieder dar:

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Am meisten mittels Obos, diesen verschieden großen Steinhaufen mit allen möglichen Gaben, Geld, Zigaretten, Milch oder auch einem weiteren Stein und vielem mehr, von Schamanisten bedacht. Von Buddhisten mit Gebetsfahnen.
Praktizierte Kooperation?

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Muslims, überwiegend im Westen des Landes, beten natürlich in ihren Moscheen.

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Hier die Christen in ihrer Kirche, friedlich aber gleich in unmittelbarer Nähe, im selben Dorf.

Na, geht doch!


Gastfreundschaft

Viele Reiseberichte über die Mongolei beschreiben Einladungen von Mongolen in einer Art, wie sie Tradition sind und wo Fremde immer noch Seltenheitswert haben.

Dabei gebietet die Gastfreundschaft, jedem Besucher der am Heimort aufkreuzt eine Schale mit Airag darzureichen.
Airag, das ist die traditionelle, vergorene Stutenmilch (Kumys).

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Nach Erfahrungen mit ranzigem Yakbuttertee in Nepal, der bei der Iris absolut „nicht ging“, bekomme ich solche „verdächtigen Produkte“ immer trickreich in meine Hände getauscht. Somit  konsumierte ich, neben der Iris recht mutig, die von unseren Nachbarn als „traditionellen Tee mit Hammelfleisch“ angepriesene Gabe im Nationalpark life.
Suboptimal!
Ich durfte dann noch die Folgen auslöffeln:
Über 3 Tage rumorte mein inneres. Teilweise äußerst schmerzhaft.             
Das wäre nicht notwendig gewesen:
Während Mongolen solch eine Gabe normalerweise austrinken, ist es absolut in Ordnung, nur symbolisch daran zu nippen, und sie dann wieder zurück zu geben.
Die Gabe ganz abzulehnen wäre für uns aber grob unhöflich!  


Abschiedsschmerz?

Alles hat ein Ende...
Hinter Ölgii haben wir die Mongolei wieder nach Russland verlassen.

Um unsere letzten Tugrik noch im Lande ausgeben zu können, steuerten wir auf die letzte Tankstelle zu und fühlten uns fast schon in Marokkozeiten der 80er Jahre versetzt:
Etliche Jugendliche (sprach man da früher von Halbstarken?) erwarteten uns offensichtlich schon lange.
„Geldwechseln?, SIM Karte übrig?, helfen wollen...“ waren die penetrant offerierten Angebote und Forderungen.
Wegen frühere Erfahrungen in touristenreicheren Ländern schließen wir die Fahrerhaustüren                                           eigentlich immer ab, wenn wir hinten am Fahrzeug tanken oder so...

Unser Gefühl meinte, wie vor etlichen Jahrzehnten, da könnten gleich Steine fliegen weil wir nichts „springen lassen wollten“ wie doch wohl so manch anderer Tourist.

Dieser Abschied konnte unseren bisher nur positiven Eindruck von der Mongolei aber nicht ändern. Er bestätigte nur, dass mit mit der allgemeinen Art heutigen Tourismus, der wohl zu unsensibel ist, vieles kaputt gemacht wird.
An solchen Nadelöhren natürlich am schnellsten.


Einige Kilometer weiter wurde es noch einmal interessant:
Am mongolischen Grenzkontrollpunkt verlief alles erst einmal normal.
Neben der Pass - und Zollkontrolle gab es zwar noch eine Beamtin mit „Immigration“ Sticker an der Uniform, die aus unseren Pässen wohl unsere Aufenthaltsdauer herausrechnete.

Hier will ich mal an den Beginn dieses Reiseberichtteiles erinnern; da ging es doch um 10.000 Tugrik Strafe für jeden Tag, um den wir unsere erlaubten 30 Tagen Aufenthalt überziehen „dürften“...

Für sie waren wir leider unter dem Limit. Glück für uns.


Ein klitzekleines Abenteuer konnten wir aber doch noch mitnehmen:

Wir schafften es, durch Stempel in unseren Reisepässen „nachgewiesen“, einmal in die Mongolei ein -, jedoch zweimal auszureisen:

Um ca. 17 Uhr 45 öffnete sich der letzte Schlagbaum für unsere Ausreise in Richtung Russland.
Ca. 5,5 Kilometer geht es jetzt noch bis zur Landesgrenze. Mit Schlagbaum und Tor.
Da kam dann bald ein netter russischer Grenzsoldat der uns bedeutete, wir müssen jetzt doch wieder zurückfahren da dieser Kontrollpunkt hier erst wieder morgen früh öffne.

Nun gut, wir fuhren zurück, empfanden dann im Niemandsland (?) doch bald ein Plätzchen neben der Piste würdig unseren Schlaf zu unterstützen.
Nach einer halben Stunde wurden wir jedoch durch eine mongolische Grenzpolizistin „gebeten“, ihr  wieder bis in den Kontrollpunkt hinein zu folgen.

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Schön war dieser Übernachtungsplatz nicht gerade. Auf 1700 Meter Höhe recht ungemütlich kalt (außerhalb des Campers, unserer heiligen Kuh), jedoch passend für unser Bett.

Am nächsten Vormittag bekamen wir dann also unseren (exklusiven?) 2. Ausreisestempel!


Die Mongolei war interessant!
Die mongolische Landschaft einzigartig.
Äußerst karg, enorm weitläufig und von einer starken Bevölkerung in einer, für uns vielfach, recht fremdartigen Weise belebt.

Lachen empfanden wir tagtäglich immer als „mongolisch“!

Obwohl doch schon an etliche Sprachen verschiedener Völker gewohnt, konnten wir mit der mongolischen einfach nichts „anfangen“.
Dazu kamen in der kyrillischen Schrift, der wir seit Russland doch schon recht mächtig waren, große Änderungen hinzu.

Mongolische Menschen waren bei unseren Begegnungen ausnahmslos „ausländerfreundlich“!

Wir können ihnen im Nachhinein nur wünschen, dass sie weiterhin die natürlichen Gegebenheiten ihres Landes zu ihrem Nutzen wandeln werden.

Herzlichsten Dank!
 

Anschließend fuhren wir noch über Russland, Kasachstan, Russland, Ukraine, Rumänien, Ungarn, Tschechien und Polen zurück nach Niederbayern.
Ab sofort schreibe ich an dem Bericht darüber.
Ihr dürft mir alle die Daumen drücken, dass wir alle nicht zu lange darauf warten müssen...

Damit Ihr währenddessen noch etwas fürs Auge habt kommen hier noch ein paar Fotos, die ich mich noch zu zeigen traue:

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Schönen Gruß, jetzt aus Niederbayern,
Rolandderältere

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